Das Lymphsystem ist spannend!
Im Körper haben wir drei Systeme (Venen- Arterien u. Lymphsystem), die für den Transport von Flüssigkeiten zuständig sind.
- Das arterielle Blutgefäßsystem, das sauerstoffreiches Blut zu den Zellen im Körper bringt.
- Das venöse Blutsystem, das sauerstoffarmes Blut wieder zurück zum Herz transportiert, um dann über die Lunge wieder mit Sauerstoff angereichert zu werden.
- Das Lymphgefäßsystem, das als einziges keinen Kreislauf bildet, sondern dafür da ist, eine Restmenge an Gewebeflüssigkeit wieder über das Herz in den Blutkreislauf zu befördern.
Ähnlich wie das Wurzelsystem eines Baumes, beginnt das Lymphsystem als kleinste Lymphgefäße und verästelt sich mehr und mehr in größer werdende Lymphbahnen. Diese Lymphbahnen besitzen Lymphknoten als Filterstationen. Am Ende wird die transportierte Lymphflüssigkeit wieder über das Herz in die Blutbahn abgegeben. Wird viel Flüssigkeit abgegeben, scheidet der Körper die überschüssige Menge über die Nieren als Urin wieder aus.
Im Lymphsystem werden sogenannte lymphpflichtige Lasten abtransportiert. Das sind Wasser, Eiweiße, Fette & Zellen. Aber auch Bakterien oder Farbpartikel durch Tattoos werden über das System abtransportiert. Somit ist das Lymphsystem quasi ein Staubsauger für alles, was nicht länger im Gewebe verbleiben soll. Gewebeflüssigkeit, die in das Lymphgefäßsystem aufgenommen wurde, wird Lymphe genannt. Sie ist meist durchsichtig bis hellgelb. Kommt die Lymphe aus dem Verdauungstrakt und hat einen hohen Fettgehalt, ist diese milchig und wird Chylus genannt.
Der Körper muss es schaffen, pro Tag bis zu 10 Liter dieser Lymphe aus dem Gewebe wieder in den Blutkreislauf zurück zu befördern. Schafft er es nicht, oder nicht überall im Körper ausreichend, verbleibt Flüssigkeit als Lymphödem im Gewebe.
Im Gegensatz zu dem Herzkreislaufsystem hat das Lymphsystem keine zentrale Pumpe. Daher ist es auf andere Mechanismen angewiesen, auf die teilweise sogar aktiv Einfluss genommen werden kann. Um die Lymphe transportieren zu können, stehen folgende Mechanismen zur Verfügung:
Lymphangione (“Lymphherzen”): Die größeren Lymphbahnen bestehen aus vielen hintereinander liegenden “Rohrabschnitten”, die angesteuert vom vegetativen Nervensystem wie ein Herz pulsieren können. In Ruhe schlagen diese Herzen ca. 10x pro Minute und transportieren so die Lymphe von einem Lymphherz zum andern Lymphherz. Unter Aktivität kann das Schlagen auf ca. 60x pro Minute gesteigert werden. Innen liegende Ventil-Klappen, ähnlich wie bei den Venen, verhindern den Rückfluss der Lymphe in die unteren Abschnitte.
Die Muskel- u. Gelenkpumpe: Über Anspannung und Entspannung der Muskulatur, wirkt auf das Lymphgefäßsystem eine Art Pumpe ein. Je mehr Muskelkontraktionen unter Bewegung stattfinden, desto intensiver ist der Transport der Lymphe.
Die Atmung: Wichtige größere Lymphbahnen befinden sich auch im Bauchraum am Darmtrakt und nahe der Wirbelsäule. Allein eine tiefe Bauchatmung verstärkt bereits den Abfluss im Lymphgefäßsystem. Falls keine Gründe gegen eine tiefe Bauchbehandlung sprechen (Operationen, Schwangerschaft,..), sollte diese immer mit in die Lymphbehandlung eingebaut werden. Zumindest, wenn es um Lymphödeme unterhalb des Bauchnabels geht. Die tiefe Bauchatmung ist zudem Bestandteil der Eigenbehandlung und sollte in der Therapie geübt werden.
Puls an den Blutgefäßen: In kleinem Maße werden die Lymphangione auch durch den Puls angeregt, der über das Blutgefäßsystem auf das Gewebe einwirkt.
Die Lymphdrainage: Über spezielle Handgriffe auf dem Gewebe wird das Einströmen von Gewebeflüssigkeit in das Lymphgefäßsystem erreicht. Zudem regt sie über spezielle Handgriffe das Schlagvolumen der Lymphangione an und fördert damit den Lymphabfluss. Unter einer professionell durchgeführten Lymphdrainage wird die Leistung der Lymphgefäße trainiert, neue Wege geschaffen und Ödembereiche dahin verschoben, von wo aus das Ödem abtransportiert werden kann.
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