Was beim Lymphödem am Bein zu beachten ist

Wichtig für Sie als Lymphödempatient ist es mit dem Lymphödem zu leben und nicht für das Ödem. Da es sich bei dem Lymphödem meist um ein lebenslanges Problem handelt, ist die richtige Handhabung im Alltag wichtig. Das bedeutet auch ein Gespürr zu entwickeln, was Ihnen gut tut und was nicht.

Ist ein Lymphödem vorhanden, verändert sich die Haut und das Gewebe. Damit verändern sich auch die Bedürfnisse in der Pflege und Kontrolle, die Sie im Eigeninteresse vornehmen sollten. Einige Verhaltensweisen im Alltag können ein Lymphödem verbessern oder aber auch verschlimmern. Ich möchte Ihnen einige Tipps aufzeigen, die helfen, eine Verschlimmerung des Lymphödems zu verhindern oder die Wahrscheinlichkeit reduzieren, z.B. eine Wundrose zu bekommen.

Wichtig vorab: Tragen Sie den ganzen Tag über Ihre Kompressionsversorgung!

Hautpflege

  • Halten Sie Ihre Haut penibel sauber und schauen Sie regelmäßig nach Verletzungen, Pickeln, Hautpilz (z.B. zwischen den Zehen, oder in der Leiste) oder Ausschlag. Gehen Sie jedes Hautproblem konsequent an und nutzen dazu Mittel, die Sie von Ihrem Arzt verschrieben bekommen.
  • Rubbeln Sie Ihre Haut nach der Dusche nicht kräftig ab, sondern versuchen Sie die Haut eher trocken zu tupfen.
  • Cremen Sie Ihre Haut täglich mit geeigneter Creme oder Lotion ein. Idealerweise nach der Dusche oder dem Bad. Vermeiden Sie Duftstoffe, die zu unerwünschten Reaktionen der Haut führen können.
  • Sollten Sie Kompressionsstrümpfe tragen, nutzen Sie Creme oder Lotion, die Ihre Strümpfe nicht beschädigt. Einige Strumpfhersteller bieten spezielle Produkte an. Diese sind jedoch meist recht teuer und andere Produkte funktionieren genauso.

Vermeiden Sie Verletzungen

  • Wenn Sie Ihre Beine rasieren, nutzen Sie einen elektrischen Rasierer, keine Rasierklingen.
  • Vermeiden Sie Verletzungen beim Nägel schneiden. Ggf. gönnen Sie sich lieber eine professionelle Fußpflege.
  • Vermeiden Sie es barfuss zu laufen.
  • Wenn Sie einen Hund oder Katze haben, tragen Sie eine lange Hose beim rumtoben. Zu leicht kommt es zu Kratzern an den Beinen.
  • Gartenarbeit sollten Sie immer mit einer langen Hose machen.
  • Nutzen Sie Möglichkeiten Mückenstiche zu vermeiden. Achten Sie auf die Verträglichkeit bei Mitteln, die direkt auf die Haut aufgetragen werden.
  • Sollen Sie eine Spritze bei einem Arzt oder im Krankenhaus bekommen, verweisen Sie immer auf das gesunde Bein. Spritzen in ein ödematöses Bein sollten, wenn möglich, vermieden werden.
  • Vermeiden Sie Tattoos oder Piercings an dem betroffenen Bein oder angrenzender Region.
  • Ihre Kompressionsversorgung darf nicht einschneiden. Wenn Sie einen Kompressionsverband tragen, entfernen Sie diesen umgehend. Tragen Sie Strümpfe, ziehen Sie diese öfter nach oder lassen sich andere anfertigen.
  • Sie sollten immer ein Desinfektionsspray oder Desinfektionstücher bei sich tragen. Auch hilft es eine sterile Wundkompresse und eine Mullbinde dabei zu haben. Im Falle einer Verletzung sofort verwenden.
  • Sollten Sie bereits Erfahrung mit einem Erysipel haben, kann es Sinn machen Penicillin in der Handtasche zu haben. Treten erste Symptome auf, kann eine sofortige Penicillin Einnahme ggf. das Erysipel „in Schach“ halten. Sprechen Sie das aber bitte mit Ihrem Arzt durch.

Hohe oder niedrige Temperaturen

  • Vermeiden Sie direkte Sonneneinstrahlung, Sonnenbrand, heiße Bäder oder Saunagänge. Auch sollte keine Fangopackung, Hot Stones oder andere heiße Therapiemittel auf das betroffene Gebiet gelegt oder angewendet werden.
  • Sie sollten im Ödembereich keine klassische Massage bekommen, die zu einer Hyperämisierung (Mehrdurchblutung durch Überwärmung) führt.
  • Vermeiden Sie zu lange aufliegende Eisbehandlungen.

Ernährung & Bewegung

  • Versuchen Sie Ihr Normalgewicht zu halten oder zu erreichen. Je mehr Gewicht Ihre Beine schleppen müssen, desto ungünstiger wirkt sich das auf Ihr Lymphödem aus.
  • Bedenken Sie, dass Diäten so gut wie nie langfristig funktionieren. Daher lieber die Finger davon weg.
  • Sollten Sie Übergewicht haben, versuchen Sie den Grundumsatz in Ihrem Körper zu erhöhen. Das funktioniert am besten über Bewegung.
  • Versuchen Sie sich ausgewogen zu ernähren. Die Reduzierung von Zucker kann bereits gute Erfolge bewirken.
  • Trinken Sie ruhig viel (mind. 2 Liter am Tag). Trinken Sie ausreichend, wirkt sich das positiv auf die Fließgeschwindigkeit Ihres Blutes aus. Und das unterstützt wiederum den Lymphapfluss.
  • Bewegen Sie sich. Gehen Sie walken, machen Spaziergänge, Tanzen oder treiben Sie anderen Sport. Außer im Wasser sollten Sie alle anderen Sportarten jedoch immer nur mit Ihrer Kompressionsversorgung machen.
  • Vermeiden Sie Sportarten die Ihr Gewebe unnötig belasten, wie Jogging, Volleyball, Fußball, Tennis usw. Sollten Sie diese Sportarten jedoch nicht missen wollen, beobachten Sie sehr genau die Auswirkungen auf Ihr Lymphödem. Versuchen Sie aber unbedingt blaue Flecken, Schläge auf das Gewebe oder andere Sportverletzungen zu vermeiden.

Kontaktieren Sie einen Arzt oder Ihren Therapeuten

  • Wenn Sie Verletzungen haben, die Sie nicht sofort unter Kontrolle bringen.
  • Wenn Sie eine Wundrose (Erysipel) haben.
  • Wenn Sie Fieber, Schüttelfrost haben
  • Wenn Ihr Bein plötzlich schmerzt oder dick wird.

Allgemeine Hinweise

  • Ihre Kompressionsstrümpfe sollten idealerweise nach 1-2 Tagen gewaschen werden. Nur dadurch kann die volle Kompressionswirkung erreicht werden.
  • Lassen Sie Ihre Beine regelmäßig durch den Fachtherapeuten ansehen. Das Lymphödem sollte immer maximal reduziert sein. Dafür kann ggf. eine kurzfristige Entstauungsphase notwendig sein oder die Unterstützung in der Selbsttherapie.
  • Wenn Sie länger unterwegs sind, nehmen Sie Ihre zweite Kompressionsstrumpfversorgung und, ganz wichtig, auch Ihre Kompressionsbandagen mit.
  • Sie sollten in Ihrer Therapie gelernt haben, sich selber zu bandagieren.
  • Vermeiden Sie Urlaube, in denen Sie Ihre Kompression aufgrund von Hitze nicht tragen werden.
  • Sprühen Sie Ihre Kompressionsstrümpfe mit Wasser ein, wenn es Ihnen zu heiß wird. Es entsteht eine Verdunstungskälte, die Ihnen für etwas Zeit etwas Abkühlung gibt.
  • Vermeiden Sie Hosen, Unterwäsche oder Strümpfe, die einschneiden. Ihre Kleidung sollte immer locker getragen werden können, damit der Lymphfluss nicht abgeschnitten wird.
  • Tragen Sie keine Schuhe die zu eng sind oder mit hohen Absätzen.
  • Sie sind Raucher? Wenn ja, ist das sehr ungünstig für die Gefäße. Versuchen Sie hier einen Schlussstrich zu ziehen.