Das Lipödem & Lipolymphödem
Ist das Lipödem eine Krankheit oder ein Zustand?
Noch immer wird das Lipödem von vielen Ärzten nicht als dieses erkannt und der Adipositas zugeschrieben. Zum Glück scheint sich das Wissen über das Lipödem – und der Mischform Lipolymphödem – endlich mehr und mehr zu verbreiten. Ob das Lipödem wirklich als Krankheit gesehen wird oder es sich z.B. um eine hormonelle Problematik im Körper handelt, wird derzeit weiter erforscht. Als Lymphprofis kennen wir die Probleme der Frauen, egal ob es sich um eine Krankheit oder einen Zustand handelt, und möchten Sie auf Ihrem Weg zu einer Verbesserung Ihrer Lebensqualität unterstützen.
Woran erkenne ich ein Lipödem?
Es gibt einige klassische Merkmale, an denen Sie erkennen können, ob Sie möglicherweise von einem Lipödem betroffen sind:
- Das Gewebe ist mit oder ohne Druck schmerzhaft und Sie bekommen leicht blaue Flecken. Die Schmerzhaftigkeit kann schon bei sehr jungen Patientinnen vorhanden sein, ohne dass eine Fettanhäufung bereits ausgeprägt ist.
- Die Beine und der Po werden zunehmend dicker, obwohl der Oberkörper „normal“ oder sogar „mager“ bleibt.
- Es sind immer beide Beine relativ symetrisch betroffen, niemals nur eines.
- Oft sind auch die Arme betroffen, wobei das Lipödem direkt oberhalb der Hände beginnt.
- Ist das Lipödem weiter vorangeschritten, kann auch der Rumpf betroffen sein.
- Die Hände und Füße sind niemals betroffen und in der Regel normal schlank.
- Gewichtsreduzierungen finden nicht gleichmäßig am gesamten Körper statt.
Ein fachkundiger Therapeut oder Arzt kann durch Abfragen der typischen Merkmale erkennen, ob es sich um ein Lipödem handelt oder ggf. um eine Lipohypertrophie. Grundlegend gibt es drei Stadien, in denen diese Ödemform eingeteilt werden kann.
Unterschied Lipödem zur Lipohypertrophie
Im Gegensatz zum Lipödem ist das Gewebe bei einer Lipohypertrophie nicht schmerzhaft. Die Schmerzhaftigkeit ist jedoch ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal und muss in die Diagnose mit einbezogen werden. Der optische Zustand des Gewebes kann sich dabei kaum unterscheiden.
Adipositas
Auch die Adipositas kann zu Fehlinterpretationen in Richtung Lipödem führen. Gerade, wenn der Leidensdruck groß oder auch der „Bedarf“ nach einem gesundheitlichen Argument eine Rolle spielt. Die Medien verbreiten leider immer mehr unseriöse Berichte, in denen Patientinnen gezeigt werden, die anstatt eines Lipödems eine klassische Adipositas haben. Das wichtigste Merkmal der Adipositas ist, dass im Falle einer Gewichtsreduzierung überall am Körper Fettmasse reduziert werden kann. Auch schmerzt das Gewebe in der Regel nicht, wie es bei dem Lipödem der Fall ist.
Das Lipolymphödem
Besteht das Lipödem zu lange, kann es sich über zusätzliche Wassereinlagerungen zu einem Lipolymphödem weiterentwickeln. Die bereits schweren Beine werden dadurch noch schwerer, was oft eine zusätzliche Immobilität mit sich bringt. Generell handelt es sich hierbei aber nicht um ein Lymphödem, sondern die Wassereinlagerungen (meist in den Unterschenkeln), entstehen durch den Fettdruck im Gewebe.
Die Behandlung des Lipolymphödems erfolgt in der Entstauungsphase klassisch über Lymphdrainage und Kompressionsbandagierung. Ist das Gewebe entstaut, wird dieser Zustand idealerweise über eine Kompressionsstrumpfversorgung erhalten.
Die Therapie beim Lipödem / Lipolymphödem
- Im Falle eines reinen Lipödems gibt es KEINEN Grund die Manuelle Lymphdrainage durchzuführen. Da keine Wassereinlagerungen vorliegen, kann und sollte die Patientin den Behandlungsstress nicht unterzogen werden. Eine Kompressionsversorgung kann ohne zuvorige Therapie angemessen werden. Eine Kompressionsversorgung wird auch beim reinen Lipödem von den Patientinnen oft als sehr angenehm empfunden, da die Schmerzhaftigkeit des Gewebes verringert sein kann. Eine Heilung, bzw. deutliche Reduzierung des Fettgewebes kann jedoch nicht erreicht werden.
- Liegt ein Lipolymphödem vor, sollte vor der Abmessung der Kompressionsversorgung die Wassereinlagerung durch eine sogenannte Entstauungsphase in der Lymphpraxis durchgeführt werden. Die langsfristige Lymphdrainage ist aber auch hier nicht angezeigt.
- Aktuelle Studien zeigen einen postiven Einfluss auf das Lipödem bei der Reduzierung von Kohlenhydraten und Zucker.
- Die Reduzierung von Stress oder Sorgen scheinen ebenfalls einen positiven Einfluss auf die Schmerzhaftigkeit des Lipödemgewebes zu haben.
- Operative Fettabsaugung, sogenannte Liposuktion. Hierbei wird über lymphgefäßschonende Operationsmethoden die Fettschicht in Beinen oder Armen abgesaugt. Da die Krankenkassen leider nur in den seltesten Fällen die anfallenden Kosten übernimmt, müssen die Kosten dafür privat getragen werden. In den Folgejahren kann es durchaus wieder zu einer leichten Ansammlungen von Lipödem Fetten kommen. Eine komplette Heilung kann somit auch bei einer Liposuktion nicht zu 100% gewährleistet werden. Trotzdem berichten so gut wie alle Patientinnen von einer deutlichen Zunahme der Lebensqualität in vielen Bereichen.
Ist eine Liposuktion (Fettabsaugung) angedacht, steht in den meisten Fällen eine MLD/KPE im Vorfeld und nach der Operation zur Nachsorge an. Im Vorfeld, um das Gewebe möglichst weich und ödemfrei zu bekommen. In der Nachbehandlung, um die Heilung des Gewebes zu unterstützen. Je nach Zustand der Extremität kann das Tragen einer Kompressionsversorgung über Monate weiter sinnvoll sein. Unsere Praxis führt sowohl die vorbereitende Therapie sowie die OP-Nachsorge ab dem zweiten Tag nach der Operation durch.
Eine weitere Informationsquelle über Lipödem / Lipolymphödem finden Sie HIER